„Impressionismus“, „Pointillismus“ und „Skulptur in der Renaissance und in der Moderne“
Workshopreihe für Kinder von 6-10 Jahren
Im Rahmen des Programms „Tafel macht Kultur“ startete der Verein Ort für Kunst e.V. in Kooperation mit der Tübinger Tafel, dem Verein Medien und mehr e.V. und der Freien Aktiven Schule Tübingen das Projekt „Kunst im Freien“.
Die Workshopreihe „Kunst unter freiem Himmel“ war eine künstlerische Spurensuche in der Natur für Kinder von 6-10 Jahren mit den Kunststilen Impressionismus, Pointillismus und Skulptur und fand an den 3 Wochenenden 19./20.06.21, 03./04.07.21 und 17./18.07.21 statt.
Die teilnehmenden Kinder begaben sich mit den Kursleiterinnen Sandrine Séquaris-Thies und Evridiki Semou auf die Spuren von Künstler/innen und ihren Kunststilen in der Natur und gestalteten Freilichtkunst, in dem sie spielerisch Kunststile verschiedener Epochen erprobten. Die Kinder malten und modellierten nach deren Technik und verbrachten gemeinsam viel kreative Zeit draußen in der Natur – auf den Wiesen rund um den Schwärzlocher Hof und um die Freie Aktive Schule. Ziel war es, den Kindern die Fülle der Natur zu zeigen und wie diese Eindrücke Künstler/innen der Kunstgeschichte inspiriert haben, und sie wiederum andere inspirierten und immer noch inspirieren.
Erstes Wochenende – Impressionismus
Am ersten Wochenende erfuhren die Kinder Näheres über Impressionismus und malten mit Ölfarben, die bei den Impressionisten verwendet wurden. Was ist der Kunststil Impressionismus und wo haben die Impressionisten wie z.B. Claude Monet gemalt? Was war besonders daran, draußen zu malen? Nach einem Einblick in Claude Monets Leben, Lebensorte wie Giverny und seinen Gärten, beschäftigten wir uns mit seinem Kunststil und seinen Kunstwerken. Dann ging die Gruppe nach draußen in die Natur auf eine Wiese neben dem Schwärzlocher Hof und malte mit Ölfarben auf Leinwände. Die Kinder sollten ihre direkten Eindrücke wie bei den Impressionisten auf die Leinwand bringen.
Zunächst erlernten sie den Umgang mit einer Farbpalette, dann Farben mischen und schließlich Strich an Strich eine Momentaufnahme, eine Impression der Naturlandschaft auf ihrer Leinwand zu malen. Dabei erprobten die Kinder auch die Darstellung von Licht und Schatten. Die Kursleiterin Sandrine Séquaris-Thies veranschaulichte den Kindern die Maltechnik mit der Vorstellung, die Pinselstriche wie ein Frosch auf der Leinwand hüpfen zu lassen.
Am Sonntag gingen alle auf das Gütle der Freien Aktiven Schule und erstellten Collagen, die angelehnt an Claude Monets Seerosen aus Seidenpapier gestaltet wurden. Es sollten dreidimensionale Kunstwerke entstehen. Jedes Kind klebte auf einem festen Tonkarton seine Seerosen und alles was ihn oder sie in der umgebenden Natur inspirierte. Als alle Kinder ihre Kartons fertig geklebt hatten, legten sie alle zusammen auf eine Wiese und so entstand ein See voller unterschiedlicher Seerosen.
Zweites Wochenende – Impressionismus und Pointillismus
Das zweite Kunststilwochenende zum Impressionismus mit Van Gogh und Pointillismus mit Georges Seurat fand am 03.07. und 04.07.21 statt, jeweils von 10:00-14:00 Uhr. An diesem Wochenende berichteten die Kursleiterinnen zunächst am Samstag aus dem bewegten und kurzen Leben Vincent van Goghs und seinem impressionistischen Malstil mit wellenförmigem und spiralförmigem Pinselduktus. Er war ein Maler, der durch leuchtende Farben in seinen Bildern Gefühlsstimmung ausdrückte. Die Kinder malten mit Acrylfarben auf der Wiese und liebten es, die Farbspiralen im Himmel zu malen.
Am Sonntag malten die Kinder im Stil des Pointillismus. Wie malte der führende Pointillist Georges Seurat? Eine Eigenart des Pointillismus ist es, Farbpunkte nebeneinander zu malen, die aus größerer Entfernung wie die Mischung beider Farben aussehen und die je nach Dichte der Punkte helle und dunkle Farbflächen bewirken. Eine andre Farbtheorie von Seurat ist es, dass sich die Farben im Auge des Betrachters mischen und nicht auf der Palette. Aus gelb und blau wird es grün, aus rot und blau lila usw. Dieser Effekt entsteht auch, wenn der Betrachter das Kunstwerk aus der Distanz anschaut. Die Kinder lernten auch, dass die Farbintensität durch Nebeneinanderstellung von einer Primärfarbe mit einer Komplementärfarbe leuchtender wird. Die Kinder gingen diesen optischen Eigenarten nach, beobachteten die Natur und malten auf Papier mit Acrylfarben Punkt für Punkt – sei es mit Pinseln, Wattestäbchen oder Schwammpinseln.
Drittes Wochenende – Skulptur in der Renaissance und in der Moderne
Am Wochenende 17. und 18.07.2021 modellierten die Kinder Tonskulpturen, inspiriert von historischen Tonentwürfen, sogenannte Bozettis. Das sind Skulpturen einiger Renaissancekünstler, wie z.B. Michelangelo Buonarotti. Nach einer Einführung in die Biografie und in den Kunststil des Renaissancekünstlers gestalteten die Kinder selber mit Ton und fertigten Figuren, die sie selber darstellten sollten. Weitere Objekte waren Tiere wie Schildkröten, Igel usw. Es wurde selbsttrocknenden Ton benutzt, der nicht gebrannt werden musste. Es ist für Kinder wichtig, mit den Händen im Ton zu kneten und zu formen. Die haptische und sinnliche Erfahrung schult die Fingerfertigkeit und das Feingefühl, um ein produktives und kreatives Ergebnis zu erschaffen.
Am Sonntag machte die Gruppe einen Sprung zur Moderne und zur Abstraktion der
Darstellung des Körpers und der Natur. Die Kursleiterin Sandrine Séquaris-Thies stellte kurz das Leben und Werk des Schweizer Künstlers Alberto Giacometti vor. Nach dem
Vorbild seiner schlanken androgynen Bronzefiguren, formten die Kinder Foliendrahtfiguren. Es waren Menschenalufiguren, die entweder alleine standen oder in Kommunikation miteinander waren. Am Ende stellten die Kinder die Tonfiguren in warmen braunen Farben den kühlen Folienfiguren gegenüber.
All die Kunstwerke der drei Wochenenden wurden in einer Gesamtausstellung am 18.07.21 ab 14.00 Uhr auf dem Gütle der Freien Aktiven Schule bei wunderschönem Sonnenwetter für die Eltern und Vertreterinnen der Bündnispartner präsentiert. In dieser Ausstellung zeigten die Kinder an mehreren Stationen ihre Kunstwerke vom jeweiligen Kunststilwochenende.
Als Einstieg zur Ausstellung stellten sich nach einer Begrüßung durch die Kursleiterinnen Sandrine Séquaris-Thies und Evridiki Semou alle Bündnispartner vor: die Tafel mit Carmen Maria Berger, die Partner Ort für Kunst e.V. und Medien und mehr e.V. mit Kerstin Risse und die Freie Aktive Schule mit Janine Mathieu.
Die Ausstellung präsentierte sich in sechs Stationen. Sandrine Séquaris-Thies stellte kurz den jeweiligen Kunststil mit dem Künstler vor und die Kinder zeigten und beschrieben individuell ihre Kunstwerke. Eine Station spiegelte ein wenig Claude Monets Giverny Haus mit Garten wieder. Dort wurden alle Ölgemälde der Kinder im Stil von Claude Monet auf Sträuchern aufgehangen oder am Gartenhäuschen der Schule aufgestellt. Ihm gegenüber befindet sich ein kleines Boskett, in dessen Innerem die Seerosenbilder als Collage von den Kindern ausgestellt wurde. Passend zu den Kunstwerken, ergaben sich an der Stelle Licht- und Schatteneffekte vom Sonnenlicht, das durch die Bäume auf die Collagen aus Seiden-, Krepp- und Transparentpapier schien.
Dann folgten die Kunstwerke des zweiten Wochenendes, die Acrylbilder im Stil von Vincent van Gogh, die angelehnt an Baumstämmen und Holzpaletten ausgestellt wurden. Die Kinder hatten auch hier ihre Bilder aufgestellt. Die Pointillismusbilder waren an der der Außenwand der Jurte befestigt. Die Bilder zeigten vor allem Blumen, Tiere und Früchte.
Als fünfte Station der Ausstellung wurden die Tonfiguren à la Michelangelo gezeigt, die auf den Bänken um die Feuerstelle ausgestellt wurden. Zum Abschluss gingen alle Besucher/innen zu den Alufolienfiguren im Stil von Alberto Giacometti. Die Kinder hatten sie auf einem Erdhügel präsentiert, die an eine Mondlandschaft erinnerte. Entweder standen sie gut sichtbar oder etwas versteckt in den Erdlöchern. Einige Figuren standen alleine, andere in Beziehung miteinander.
Die Ausstellung der Kunstwerke der Kinder war ein voller Erfolg und es war schön den Stolz und die Freude auf den Gesichtern der jungen Künstler/innen, Eltern und Kursleiterinnen zu sehen.
Veranstaltungsorte
Die Workshops fanden an drei Wochenenden statt und Ausgangspunkt war der Eingang der Freien Aktiven Schule Schwärzlocher Täle 3, 72070 Tübingen.
Hinweis zu Hygieneregel
Der Workshop fand größtenteils draußen im Freien statt. Für den Aufenthalt in der Schule galt die aktuelle Corona Verordnung.
Während der gesamten Woche wurde ein kostenfreies warmes Mittagessen angeboten, das von einem Ehrenamtlichen aus Tafel Nahrungsmitteln frisch zubereitet wurde.
Über das Programm „Tafel macht Kultur“
Die Tafel-Landschaft mit ihren vielfältigen Netzwerken bietet ideale Voraussetzungen für diverse Kulturprojekte. Für ein Projekt schließt sich eine Tafel mit mindestens zwei regionalen Akteuren zu einem Bündnis zusammen. Gefördert werden außerschulische Projekt, die sozial und wirtschaftlich benachteiligten Kindern und Jugendlichen zwischen 3 und 18 Jahren den Zugang zur kulturellen Bildung ermöglichen. Weitere Informationen: https://www.tafel.de/projekte/tafel-macht-kultur/ Über Ort für Kunst e.V.
Der Verein „Ort für Kunst e. V.“ aus Tübingen mit derzeit 30 Mitgliedern will einen o enen ff Zugang zu Kunstscha en und Kunstwahrnehmung im Raum Tübingen ermöglichen. Dazuff gehört, ungewöhnliche Orte durch Zwischen-, Co- und Umnutzung für Kunstprojekte zu erschließen und zu bespielen. Zum einen werden damit neue Räume für Kunstproduktion und -präsentation geö net, zum anderen bietet sich die Chance, Menschen, die bisher ff wenig mit Kunst in Berührung gekommen sind, den Zugang zu Kunstwahrnehmung und schaffen zu ermöglichen.
Der Verein bietet sich an als Anlauf-/Vernetzungsstelle und sucht die Kooperation mit kulturellen, sozialen und kommunalen Einrichtungen und Initiativen der Stadt. Neben „Künstlertreff“ und „Kunst-Ort“ (Ausstellungen in Leerständen) entwickelt der Verein derzeit Formate für stadtteilbezogene Kulturarbeit, wie das „Kunstlaboratorium West‘ in der Weststadt in Tübingen, eine Freifläche mit mobilen Ateliers.